Es ist bunt. Es ist laut. Es ist chaotisch. Tausend Gerüche fliegen in meine Nase und noch mehr Eindrücke schwirren vor meinen Augen entlang. Der Tag in Hongkong beginnt früh. So früh, dass ich kaum hinterherkomme. Ich muss ausweichen, als ein älterer Herr einen prall bestückten Sackkarren hektisch über die Straße schiebt. Gleichzeitig hüpfe ich fast mitten auf den Tisch einer Uhrmacherin, die gerade ihren kleinen Stand aufgebaut hat. Beim Überqueren der Straße laufe ich notgedrungen Zickzack, den Menschen folge ich blind und einzig, die roten Ampeln können mich und die anderen Millionen Menschen gerade aufhalten. Hongkong ist also ein Frühaufsteher. Daran muss ich mich noch gewöhnen.
Mein Tag in Hongkong beginnt mitten in Central, dem pulsierenden Herzen von Hongkong Island. Ich fühle mich klein und dass, obwohl der Durchschnittschinese ganz sicher noch ein Stückchen kleiner ist als ich. Es sind die vielen Hochhäuser, die mich hier umringen und in die Luft ragen, als gäbe es kein Morgen mehr. Hongkong ist seit dem Jahre 1997 eine Sonderverwaltungszone Chinas und auch in meinen Augen ein ganz besonderes Stück Erde.
Ich überquere stark befahrene Straßen, die hauptsächlich von den knallroten Taxis eingenommen werde, schlendere über ausgeblichen gelbe Zebrastreifen und lasse mich einfach treiben – treiben durch einen Ort, der so besonders und speziell ist, dass er kaum in Worte zu fassen ist.
Bereits am Morgen dampft es aus den Garküchen und kleinen Restaurants, die sich in Central an fast jeder Ecke befinden. Der Hongkonger beginnt seinen Tag mit einer Portion Dim Sum und einem heißen Milchtee. Ich entscheide mich für eine Eierwaffel und lasse mir die herzhafte Variante für später übrig.
Ein Tag in Hongkong beginnt im pulsieren Herz: Central
Hongkong Island ist nur eine von 263 Inseln von Hongkong, aber ganz sicher das Herzstück des Landes, in dem neben Kowloon Island, einer Halbinsel, die direkt am chinesischen Festland klebt und von den Einheimischen häufig „The Dark Side“ genannt wird, der Großteil der Bewohner lebt.
Ich lasse die beschäftigten Hongkonger hinter mir und schnappe mir den vordersten Platz in Hongkongs alter Dame, der Ding Ding. Die rüstig-rostige Straßenbahn auf zwei Etagen ist schmal, langsam und ein Stück Geschichte, das hoffentlich nie aussterben wird. Gemächlich tuckert sie durch die allzeit gut befahrenen Straßen von Hongkong und lässt die Hektik wie ein alter Profi an sich vorbeiziehen. Ich lasse Hongkong auf mich wirken, beobachte, wie die einheimischen Verkäufer ihre Waren von rechts nach links karren, wie Autos fast aufeinander fahren, wie alte Damen sich zum gemeinsamen Frühstück treffen, wie Anzugmänner gehetzt ins Büro sprinten und wie Schulkinder in ihren schicken Uniformen von ihren Hausmädchen in die Schule gebracht werden. Dazwischen joggen ein paar ambitionierte Hongkonger, während ein Opa auf seinem alten Drahtesel den gesamten Verkehr durcheinander bringt. Ab und zu weht ein bisschen Wind durch die nie wirklich geschlossenen Fenster der Ding Ding. Eine angenehme Brise in der sonst so heiß-tropischen Metropole.
Der Stern unter den Besonderheiten von Hongkong: Die Star Ferry
Noch frischer wird es direkt am Wasser. Das Gute an Hongkong ist, dass es eben doch eine Insel ist. Das heißt, wann immer die Luft zu stickig und feucht und die Temperaturen zu hoch sind, gibt es wenigstens einen Weg raus und der ist mindestens genauso charmant wie die Ding Ding. Ich kann sie schon von Weitem an ihren dicken Rauchschwaden erkennen, die sie in die Luft pustet. Sie schwankt gemächlich und lässt sich von nichts und niemanden aus der Ruhe bringen. Langsam füllen sich ihre rüstigen Holzbänke, oben, wie auch unten. Der Kapitän nimmt seinen Platz ein, das schon vom Moos angegangene alte Tau wird vom Huppel am Hafen entfernt und prompt sticht sie in See, die kleine Star Ferry – eine Fähre, die mittlerweile einen echten Kultstatus erlangt hat. Sie ist grün und weiß angemalt und tuckert schon seit Jahren von Kowloon nach Hongkong Island. Die Fahrt dauert nicht länger als 20 Minuten, könnte aber gern noch von größerer Dauer sein. Fenster gibt es hier natürlich nicht und so weht eine konstant steife Brise durch die Haare. Meeresluft zieht in die Nase, die Möwen kreischen über der Fähre und so langsam wird die Skyline von Hongkong Island, die ich gerade hinter mir gelassen habe, immer einmaliger, immer schöner, immer beeindruckender.
Ein Tag in Hongkong führt von Moderne über die Geschichten mitten hinein in die Tradition
Zwanzig Minuten später dockt die Grand Dame der Hongkonger See am Hafen von Kowloon an. Man sagt, Kowloon sei chinesischer, authentischer, traditioneller und genau das schau ich mir jetzt einmal an. Unweit vom Hafen entfernt passiere ich die großen Marken der Welt. Dazwischen ab und an ein kleines Restaurant, aus dem ein für mich undefinierbarer Geruch dringt. Ich spaziere weiter nördlich. Streng genommen also weiter Richtung China, doch das würde wohl noch etwas dauern.
So langsam wird es schummrig. Die Sonne senkt sich, das Licht wird entspannter und die Straßen voller. Feierabend. Auch wenn ich Central auf Hongkong Island hinter mir gelassen habe, ändert sich nichts an dem Chaos und der Hektik auf den Straßen. Auch hier, in Kowloon, hetzen die Menschen von A nach B, springen in Taxis und versuchen noch die sowieso schon überfüllten Busse zu bekommen. Ich lasse mich davon nicht abhalten und schlendere weiter die berühmte Nathan Road entlang.
Hongkong ist nicht nur dafür berühmt, dass es geschafft hat trotz der Nähe zu China relativ unchinesisch zu bleiben, sondern auch, dass es ein wahnsinniges Meer aus Neonzeichen erschaffen hat. Jeden Abend also erstrahlen abermillion Neonschilder an den Hauswänden, über den Restaurants, Bars und auf den Hotels und Hochhäusern der Banken und Unternehmen in strahlendem Gelb, Rot, Grün und in allen anderen Farben, die ein Neonstreifen eben so hergibt. All die Schilder, die tagsüber so traurig, alt und tot wirken, werden am Abend zum Leben erweckt und verpassen jeder noch so eintönigen Straße ein ganz besonderes Flair. Dass die meisten Schilder dabei mit kantonesischen Zeichen versehen sind ist egal. Es verpasst Hongkong diese ganz besondere Magie, die jeden Abend versprüht wird.
Ich folge den Neonschildern und lande mitten in den Marktstraßen von Kowloon. Hier ist was los. Wie eine dicke Wurst quetscht sich die Menschenmasse durch die engen Gassen vorbei an allem, was man eben so braucht: Handyhüllen, Handtaschen, animierte Landschaftsbilder und Katzen mit einem winkenden Arm. Die Stimmung ist gut, die Lautstärke im oberen Drittel und die Luft heiß. Ich nutze den Stand mit den Winkekatzen als Ausweg und lande mitten im Delta der Garküchen. Wo genau ich bin, weiß ich nicht, aber das muss man an einem Ort wie Hongkong auch nicht immer wissen. An einer Kreuzung von mehreren Gassen, die aus einzelnen Märkten kommen wurden etliche Plastikstühle und –tische aufgestellt, ein paar Fische schimmen in kleinen Aquarien und die Tabletts der Kellner sind prall gefüllt mit allem, was aus dem Meer auf dem Grill landen kann. Dazwischen lautes Gequatsche auf Englisch, Spanisch, Deutsch, Mandarin, Kantonesisch und etlichen anderen Sprachen, die sich im Hall der Gebäude verlieren. Riesige Bierflaschen werden geleert und zwar so lang bis auch die Nachtrestaurants ihre riesigen Gitter vor die Fenster schieben und das letzte Neonschild erlischt und die Magie Hongkongs eine kurze Auszeit nimmt – doch lang hält es nicht an, denn während ich noch schlafe, ist die Stadt schon wieder wach, die Sackkarren wieder prall gefüllt und die Star Ferry auf dem Weg von Kowloon nach Hongkong Island, wo die Ding Ding schon wieder in den Startgleisen steht. Ein neuer Tag in Hongkong beginnt, ein neues Abenteuer, eine neue Möglichkeit, um sich in den vielen Gassen zu verlieren und einfach nur zu genießen, was es sonst so selten gibt: etwas einmalig authentisches.
Die Reise nach Hongkong ist in Zusammenarbeit mit Emirates Airlines entstanden. Meine Meinung bleibt davon unberührt. Danke für die Kooperation!
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