Seit 28 Jahren bin ich eine Berliner Pflanze. Eine, die mitten im Herzen der Stadt Wurzeln geschlagen hat und diese dann lockert, wenn Großes ruft. Wenn das ganz große Abenteuer, die Ferne, die Sonne und das Meer locken, dann ziehe ich los. Auf der Suche nach dem Neuen, fremden Gerüchen, Geschmäckern und einer Kultur, die ich so vielleicht noch nicht kenne. Kein Wunder also, dass ich es bis heute nicht ein einziges Mal in den Spreewald geschafft habe. Speckgürtel von Berlin nennen wir Berliner ihn. Umland. Oder einfach nur Brandenburg. Und in Brandenburg, wie sagt man so schön, soll es ja auch tolle Ecken geben.
Es ist Samstagfrüh, die Sonne scheint, der Kaffee schmeckt, die Tasche ist gepackt. Ziel: der Spreewald. Was ich bisher darüber weiß: Gurken, Kahnfahren und Brandenburg. Das Schöne an einem sogenannten Speckgürtel ist, dass er nicht fern ist. Und damit meine ich nicht jenen, der unterhalb des Bauchnabels zum zarten Winterblues vor sich hin wippt. Nein, ich meine Brandenburg, Berlins Speckgürtel und jenes Fleckchen Erde, das häufig nur auf das kleine „b.“ im Namen degradiert wird. b. steht für „bei Berlin“ und zeigt, dass Brandenburg zwar nah, aber eben nicht Berlin ist. Umso schöner klingt es dann, wenn die Berliner am Wochenende mal einen Kurzurlaub im Umland machen, im Day Spa Berlin, und sich dann am Montagmorgen darüber freuen, dass sie nicht weit fahren mussten, um eine wirklich verlassene, schöne und romantische Ecke zu finden. Brandenburg.
Wellness Spreewald: Auf geht’s in die Heilquelle
Nur knapp 1,5 Stunden dauert es und schon bin ich mitten im Spreewald und stehe an der Rezeption vom Hotel Bleiche Resort & Spa. Dieses liegt im kleinen Örtchen Burg, das sich im Osten Brandenburgs befindet und seit 2005 ein staatlich anerkannter Ort mit Heilquellenkurbetrieb ist. Meine Heilquelle für die nächsten 24 Stunden nennt sich „Wellnessbereich“ und ist 5000 Quadratmeter groß.
So wie es sich für einen kurzen Wellnessurlaub gehört, möchte ich mal wieder richtig abschalten, runterkommen und einfach mal wieder die Akkus aufladen. Das sagt man doch so, wenn man Wellness macht, oder? Bei dem Gedanken, wie man wohl seine eigenen Akkus auflädt und wo diese sich befinden, schalte ich ab, lasse meinen Wellnessjargon sein und konzentriere mich auf das Wesentliche. Also tausche ich meinen Wintermantel gegen einen flauschigen Bademantel, schlüpfe in die weißen Einheitsschlappen und folge dem Geruch des frischen Saunaaufgusses in den Spa.
Wellness Spreewald: 5000 Quadratmeter und ein Glas Sekt später
Das Kaminholz knistert und füllt den kuschligen Raum, der an eine Lounge erinnert, in ein romantisches Licht. Ich bin fast allein. Bis auf zwei Damen, die sich in der Ecke flüstern unterhalten und immer mal wieder an ihrem mit Gurken und Zitronen gespickten Wässerchen nippen. Man, riecht das gut. Ich stelle mir vor, wie es wohl wäre zu Hause einen Kamin zu haben und verwerfe den Gedanken im gleichen Moment wieder. Später mal. Vielleicht.
Im Schwimmbecken wird gefloatet. Ich habe diesen Anblick schon immer geliebt. Wie leblose Körber hängen die Menschen auf knallbunten Schwimmnudeln und lassen sich über das Wasser treiben. So eben auch hier. Nur, dass hier unter Wasser auch noch Musik läuft. Die Entspannung ist perfekt. Direkt neben dem Schwimmbecken sind all die Leute, die ich bisher vermisst habe. Es ist 16 Uhr und im kleinen Spa-Restaurant stehen die Sektflaschen kalt. Ein guter Start in den Kurzurlaub im Spreewald: ein Gläschen Sekt.
Ich bin ein großer Wellnessfan und der Meinung, dass man das viel häufiger machen muss. Man sollte viel häufiger raus und etwas für seinen Körper machen. Jetzt klinge ich zwar, wie alle Frauen meiner Familie auf einen Schlag zusammen, doch ich meine es wirklich so, wie ich es gesagt habe. 24 Stunden lang einfach einmal die Seele baumeln lassen, zwei Tage hintereinander in einem Bademantel und in Schlappen durch gemütliche Ruheräume spazieren, ab und zu in die Sauna gehen und zwischendurch mit einem Sekt auf das Leben anstoßen: Das kann man doch mal machen, oder?
Wellness Spreewald: Catwalk ohne Bademantel
Eine Sache, die mich im Wellnessurlaub immer wieder erfreut ist der Gang in das Restaurant am Abend. Hier im Hotel Bleiche Resort & Spa braucht man für das Abendessen eine Einführung. Es gibt fünf Gänge, die aber in Form verschiedener Buffets einzeln aufgeteilt sind. Es gibt eine Kammer mit regionalen Spezialitäten, eine Käsekammer, ein Vorspeisenbuffet, ein Salatbuffett und eine Kochstelle, an der zwei Köche die Hauptgerichte frisch servieren. Abgesehen davon, dass man im Wellnessurlaub am Abend immer einen größeren Hunger hat als normal, sieht man auch jene Menschen wieder, die man bis zu diesem Zeitpunkt nur im Bademantel oder vielleicht nackt aus der Sauna kannte. Ich liebe diese Begegnungen. Dann werden flüchtige Blicke ausgetauscht und zögernd noch einmal geschaut, wenn man sich nicht sicher war. Ist das nicht der? Doch, oder? Meinst du? Im Hotel Bleiche Resort & Spa ist das gar nicht mal so einfach mit den Blicken, denn das Restaurant ist verhältnismäßig groß und so gebaut, dass jeder Gast seine Privatsphäre hat. Spätestens in der Kammer der regionalen Spezialitäten wird dann auf knarrenden Holzdielen bei einem plötzlich sehr gut schmeckendem Pfeffi angestoßen.
Wellness Spreewald: Und am Ende bleiben die aufgeladenen Akkus
Ein Wellnessurlaub vergeht immer viel zu schnell, so wie jeder Urlaub und immer habe ich das Gefühl, dass ich wenigstens ein einziges Mal den Spa-Bereich, in diesem Falle meine Heilquelle, für einen kurzen Moment verlassen muss. So auch diesmal, bei meinem ersten Mal Spreewald. Ich drehe eine kurze Runde um das Hotel, das viel größer ist, als es von Außen scheint. Die Luft ist kalt, der Reif auf dem Rasen fest verankert und die Landschaft so herrlich verträumt, dass es mich nicht wundern würde, wenn der König von Preußen, Friedrich II., doch noch schnell mit einem Schimmel an mir vorbeireiten würde. Der hat nämlich im Jahre 1750 die Grundsteinlegung für die Bleiche veranlasst. Ein Ort, an dem er früher die Hemden für die Armee bleichen lassen wollte, an dem aber schnell klar wurde, dass sich hier eine Herberge viel besser macht. So wurde aus der Bleiche das Hotel Bleiche. Dass später noch das Resort & Spa an den Namen gehängt wurde, das hat Friedrich II. nicht mehr mitbekommen. Das Hotel ist umgeben von allem, was für den Spreewald typisch ist: Felder, Waldabschnitte und Kanäle, auf denen Kahnfahrten stattfinden. Mit den Gurken am Abend ist meine Spreewald-Erfahrung perfekt und vollkommen.
Ein letztes Mal tausche ich wieder den Wintermantel gegen den Bademantel, mache ein paar Saunaaufgüsse mit und genieße das, was diesen endlos großen Wellnessbereich zu einer sehr gemütlichen Wohlfühloase macht: den Ruhebereich.
Erst spät am Abend fahre ich zurück nach Berlin, tiefentspannt und, natürlich, mit aufgeladenen Akkus. Ich weiß jetzt, wo diese liegen und wie man sie auflädt: mit einem kurzen Wellnessurlaub und ein bisschen Brandenburg. Denn das, so weiß ich jetzt, hat wirklich ein paar tolle Ecken.
Keine Kommentare