Ein süßer Geruch fliegt in meine Nase. Ein Geruch, der nicht nur entspannt, sondern auch beruhigt. Im Hintergrund preschen die Wellen auf den Sand. Ganz regelmäßig und mit einer einzigartigen Wucht versetzen sie den Strand in Aufruhe. Ich fühle mich direkt zu Hause. Guten Morgen, Bali. Selamat pagi, Katamama.
Ich werde mit einem breiten und vor allem echten Lächeln begrüßt. „Good Morning, Miss“, entgegnet mir der Mitarbeiter des Katama Hotels, der so gut gekleidet ist, dass ich in Sekundenschnelle neidisch auf seine Batik-Weste und Lederschlappen bin. Ich betrete das Gebäude, das sich nur ein paar Schritte vom Strand von Kerobokan, im Süden von Bali befindet. 1,6 Millionen Backsteine stehen fein säuberlich aufeinander getürmt vor mir. Das Katamama Hotel Bali wurde vor knapp sechs Monaten auf der Götterinsel Bali eröffnet und ist so einzigartig, dass es kaum in Worte gefasst werden kann.
Ein sanfter Windstoß weht mir durch die Haare, während ein eiskaltes Glas Wasser in meiner Hand landet. Die Rezeption des Hotels ähnelt einer Bar, die wiederum fast eine Bibliothek sein könnte. Aber so eine Bibliothek der Marke Supercool, namens The Akademi. Eine solche, in der es nur Bücher gibt, die fast zu schade zum Ansehen und Durchblättern sind. Eine Bibliothek mit handgemachten Kupferlämpchen, minimalistisch eingerichteten Regalen und Designer-Barhockern. Man, wie gern hätte ich so eine Bibliothek damals in der Uni gern gegen das verstaubte Etwas ausgetauscht, das sich bei uns im Dachgeschoss ohne Luft und Licht befand.
Die Rezeption des Katamama Hotels ist der Beginn einer wunderbaren Reise durch balinesische Kunst und durch die einzigartige Umsetzung von hippem Design und traditionellen Herstellungsarten. Ich folge einer gut gekleideten jungen Balinesin namens Ayu und ihrem, fesch über ihrer Schulter hängenden Bastkorb, in mein Zimmer. Batik und Jeans gehört hier zur Uniform – man, bin ich neidisch. Ich schlendere durch das hoteleigene, spanisch angehauchte Restaurant MoVida und durch die backstein-gesäumten Gänge, bis wir da sind.
„Welcome home“, entgegnet mir Ayu, als sie die Tür zu meinem Zimmer öffnet. Wow. Das ist jetzt mein Zuhause? Ich kann mir in diesem Moment nichts schöneres vorstellen, als ein paar Tage in dieses Zimmer zu verbringen. Zimmer ist übrigens sowieso der falsche Begriff. Vor mir liegt ein weiträumiges Reich, eingerichtet, wie in einem der Design-Bücher, die ich, trotz Verschleißangst, kurz beim Eiswasser an der Rezeption durchgeblättert habe. Ayu führt mich durch mein Zuhause. Die Couch, das Bett, der Fernsehtisch, der Teppich und alles andere stammt aus Indonesien. Sie erklärt stolz, dass die Dinge in meinem Zimmer alle von indonesischen Künstlern handgemacht sind. Einige von ihnen werden sogar parallel in einem Video auf dem Fernseher gezeigt. Dort werden ein paar der 1,6 Millionen Backsteine mit der Hand auf einen Holzklotz geklopft, Teppiche gewebt und die Uniformen der Mitarbeiter in Indigo-Farben auf traditionelle Art und Weise eingefärbt. Ich bin verliebt. In Sekundenschnelle bin ich angekommen.
Ayu führt mich zum nächsten Herzstück des Raums. „Das ist deine Minibar“, erklärt sie und zeigt auf einen Komplex, der ein Mix aus Küchenzeile und Bartresen ist – alles andere als eine Minibar. Während wir hier stehen und sie mir die, natürlich, selbst gemachten Gin-, Rum- und Wodkasorten zeigt, klingelt es an, A C H T U N G, meiner Haustür. Mein Willkommensdrink ist da. Und damit meine ich eine Barkeeperin samt den Bestandteilen eines Gin-Cocktails, den ich mir an der Rezeption, äh, in der Bibliothek bestellt habe. „Willst du mir helfen?“, fragt mich die Frau von der Bar und schon stehe ich mit Mixer, Rührer, Limetten und Gin in meiner eigenen Minibar und mixe mir meinen Cocktail.
Ich lasse mich entspannt und erholt auf die bequeme Couch auf meinem riesigen Balkon fallen. Über mir drehen die Blätter des Ventilators ihre Runden. Unter mir springen Kinder in das kühle Nass des Swimming Pools. Selten habe ich ein solch durchdachtes Hotel kennengelernt. Der indonesische Architekt Andra Matin hat ein wahres Kunstwerk geschaffen, das nicht nur wahnsinnig cool ist, sondern auch noch die Kultur und Tradition von Indonesien an jeden Besucher des Hotels weitergibt.
Seien es die lokalen Produkte im Bad, vom Holzkamm über die Bastkörbe bis hin zum Haarshampoo, der eigens angebaute Kaffee, der jeden Tag in Form von frisch gemahlenen Bohnen in der zimmereigenen Minibar landet oder aber die vielen Backsteine – dieses Hotel ist genau richtig, so wie es ist und absolut einzigartig.
Das Katamama Hotel Bali wäre aber nicht das Katamama, wenn es nicht noch eins draufsetzen würde. Ein Tag hier beginnt mit einem frischen Kaffee auf dem Balkon, gefolgt von einem spanischen Frühstück im MoVida.
Und der Tag endet im Restaurant Kaum. Übersetzt aus dem Indonesischen bedeutet Kaum Klan oder Stamm und ist ein Meisterwerk der indonesischen Küche. Wochenlang ist das Kollektiv, das hinter dem Restaurant steht, durch ganz Indonesien gefahren, um die Gerüche, Geschmäcker und vor allem die verborgenen Rezepte kleiner Dörfer und Gemeinschaften einzufangen. Gemeinsam mit den Leuten, die sie auf ihren Reisen in kleinen Ortschaften kennengelernt haben, wurde gekocht, probiert und experimentiert. Die Ergebnisse davon landen nun jeden Abend auf den Tischen der Gäste im Kaum – so wie bei mir. Ob Gado Gado, Hähnchenspieße oder Fisch im Bananenblatt: Die Gerichte im Kaum schmecken so unverfälscht, so echt und so indonesisch, dass sie locker als Langzeitsouvenir am hintersten Gaumen-Ende hängen bleiben und von dort wahrscheinlich nie wieder verschwinden.
Zufrieden spaziere ich vom Kaum Restaurant aus, die Treppen herunter in Richtung Katamama Hotel Bali. Beides gehört zur großen Potato Head Familie, einer Institution, die sich, dank des großen und beliebten Strandclubs nicht nur auf Bali gut macht. Mittlerweile gibt es das Kaum schon in Hong Kong und den Potato Head in Singapur. Weitere Pläne folgen ganz bestimmt, aber brauchen Zeit, denn sie alle vereinen die Liebe zum Detail und die Hingabe zu der Umgebung und den Menschen, die dort mit ihren Traditionen und Kulturen leben.
Ich ziehe die schweren Indigo-Vorhänge meines neuen Zuhauses auf Zeit zu, schaue mir noch einmal das Video über die indonesischen Künstler an, die am Katamama Hotel Bali mitgewerkelt haben und freue mich jetzt schon auf einen neuen Morgen auf der Terrasse – wenn der frische Kaffee aus der French Press duftet und Bali so langsam erwacht. Selamat Tidur, Katamama.
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