Es ist ein Freitagabend und ich sitze am Strand von Seminyak auf Bali. Irgendwann im Januar, also mitten in der Regensaison. Wir haben gerade zwei volle Monate im Regen hinter uns und genießen den ersten Abend, an dem es relativ trocken ist. Bis mich ein stechender Schmerz in den Schläfen erwischt und ich mich so fühle, als hätte ich in Sekundenschnelle eine Grippe bekommen. Guter Rat von Einheimischen in diesem Moment? „Trink doch mal einen Arak!“ Arak wird auf Bali aus der Washingtonpalme gewonnen und ist fatal. Gut, ich versuche es. Und fühle mich noch viel schlechter, als vorher.
Es folgen drei Tage an denen ich komplett vor mich hin vegetiere. Ich kann nicht schlafen, nicht essen, nicht trinken. Der Weg zur Toilette wird immer schwieriger, immer länger, immer anstrengender. Alles was ich meinem Körper einflöße, findet seinen Weg allein wieder heraus – schneller, als ich es überhaupt herunterschlucken kann. Es ist mein gefühlt 20ter Aufenthalt in einem tropischen Land und der vierte in Indonesien. Hier ist es normal, dass der Körper irgendwann streikt, dass eine Krankheit eintritt, Fieber kommt. Es ist normal, dass die Hitze, das Klima und die Umgebung einen auf das Gemüt schlagen und den Körper irgendwann einfach außer Gefecht setzen. Ein ordentlicher Virus eben. Doch normalerweise hält ein solcher Zustand ein bis zwei Tage an. Dann hat man meist Fieber, man ist schwach, fühlt sich nicht gut. Aber das geht weg, es verschwindet einfach.
Ich bin auch nach drei Tagen der Meinung, dass ich einfach nur eine Art Tropenmüdigkeit oder eben Malaria habe, die mich auch schon einmal an der Elfenbeinküste geplagt hat. Ich handle und rufe einen Arzt an, der mir eine Spritze gegen die Schmerzen gibt. Es wird nicht besser. Auch am nächsten Tag, den mittlerweile vierten Tag, fühle ich mich als wäre eine Dampfwalze ganz langsam über meinen Körper gerollt. Diese Dampfwalze hat dabei jeden einzelnen Knochen gebrochen und auf meinem Kopf geparkt. So, ja genau so, fühle ich mich. Irgendetwas stimmt nicht mit mir.
Ich bin ein positiver Mensch. Einer, der sich immer einredet, dass schon alles in Ordnung sei. Probleme gibt es bei mir kaum und wenn, dann blende ich sie schnell aus und belächle sie, lass mich von ihnen einlullen und reagiere gar nicht drauf. So auch von diesem fiesen Etwas, das ich mir da vor vier Jahren eingefangen habe. Der fünfte Tag bricht an und ich verlasse mein Zimmer in meinem Homestay. Davor habe ich mich in die Dusche gequält, das auch nur im Sitzen, festgehalten habe ich mich am Klo. Mit dem ersten Schritt nach draußen, lande ich in den Armen meines Securities und werde ohnmächtig: Dengue Fieber, bring it on.
Dengue Fieber Indonesien: Das sind die Symptome
Dampfwalze trifft es sehr gut. Man nennt das Dengue Fieber auch das Knochenbrecherfieber. Bei mir hat es mit ganz schlimmen Körper- und Gliederschmerzen angefangen. Ein bisschen so, als würde sich eine Grippe, eine fiese Krankheit, langsam ausbreiten. Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Schwäche. Und mit Schwäche meine ich: Ich war nicht mehr in Lage auch nur irgendetwas zu machen. Der Deckel der Wasserflasche war mir zu schwer. Ich wurde im Rollstuhl durch die Gegend gefahren. Das ist Schwäche.
Es gibt allerdings auch Fälle, in denen man nichts vom Fieber merkt und in denen die wirkliche Erkrankung erst im zweiten Krankheitsschub auftaucht: Dann redet man vom Dengue-Hämorrhagischem-Fieber (DHF) oder vom Dengue-Schock-Syndrom (DSS).
Beim Dengue-Hämorrhagischem-Fieber (DHF) kann es zu Blutungskomplikationen kommen, da während der Infektion die Anzahl der Blutplättchen stark abnehmen kann. Blutplättchen sind ein wichtiger Bestandteil bei der Blutgerinnung und lebensnotwendig, um das Blut in den Blutgefäßen zu halten. Sinken die Blutplättchen stark ab, kommt es zu inneren und äußeren Blutungen, und man schwebt in Lebensgefahr.
Beim Dengue-Schock-Syndrom (DSS) kann es aufgrund des Dengue-Virus zu einer Entgleisung des Blutdrucks kommen – in einer solchen Situation kann das Herz einen ausreichenden Blutfluss im Körper nicht aufrechterhalten. Die Herzfrequenz steigt stark an, aber die ausreichende Versorgung lebenswichtiger Organe wie Gehirn und Niere sind nicht mehr gewährleistet.
Das Dengue Fieber kommt also in mehreren Stufen. Häufig kommt es in Kombination mit einer fiesen Entzündung. Bei mir war es eine Lungenentzündung, bei anderen ist es eine Bronchitis oder gar Entzündungen in anderen Organen. Das schwächt den Körper noch einmal mehr, da das Antibiotikum, das man dann zu sich nehmen muss, sein übriges tut und dem Körper jegliche Energie entzieht.
Eine weitere Stufe ist das Bluten der Haut. Dabei bilden sich kleine Blutpunkte unter der ersten Hautschicht. Es sieht aus, als hätte man rote Sommersprossen, dabei sind es tatsächlich Blutpunkte, die sich da angesammelt haben und zeigen, dass der Körper rebelliert.
Dengue Fieber: Wie bekommt man das?
Das Dengue Fieber verbreitet sich über die Aedes Mücken. Es gibt auch ortsabhängige Theorien der Verbreitung. In Indonesien sagt man beispielsweise, dass gerade die weiblichen Mücken in der Regenzeit Dengue Fieber übertragen. Dengue ist in den tropischen und subtropischen Regionen Zentral- und Südamerikas, Süd- und Südostasiens sowie Afrikas weit verbreitet. Auch Thailand ist stark davon betroffen, wenn man innerhalb oder kurz nach der Regenzeit reist. Ansteckend ist es nicht, da es eine Viruskrankheit ist und nicht über Tröpfcheninfektion übertragen werden kann. 3 bis 10 Tage dauert es, bis dann die Symptome zum Vorschein kommen.
Dengue Fieber: Was kann ich tun, wenn ich es habe?
So traurig es auch ist: Nichts. Im ersten Moment ist das Allerwichtigste bei der Behandlung von Dengue Fieber, seinem Körper enorm viel Flüssigkeit zuzufügen. Ich lag vier Tage im Homestay, hab super wenig getrunken, und kann sagen: Keine gute Idee.
Die Mücke senkt mit ihrem Gift die Anzahl der Blutplättchen im Körper und dagegen gibt es bisher kein Mittel, bis auf Wasser, Vitamine, Elektrolyte, Ruhe und eine Menge Essen.
Dengue Fieber: Muss ich ins Krankenhaus?
Ich habe mir nach meiner Erkrankung eine Faustregel überlegt:
Wenn es mir mehr als zwei Tage wirklich richtig dreckig geht, dann gehe ich ins Krankenhaus.
Mittlerweile ist das auch im Ausland gar kein Problem mehr. Wichtig ist, dass vor jeder Reise eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen wird. Die kosten meist nur ein paar Euro, übernehmen aber im Notfall alles. Bei mir war das genau so. Auf Bali gibt es mehrere Krankenhäuser. Es gibt das internationale Krankenhaus und das nationale, das meist die Einheimischen aufsuchen – jedem ist es freigestellt, wo er oder sie lieber hinmöchte. Ich bin in ein balinesisches Krankenhaus Kasih Ibu (übersetzt heißt das übrigens das Haus von Mama) gegangen und fühlte mich sehr, sehr wohl. Ich hatte einen tollen Arzt, tolle Krankenschwestern und war in sehr guten Händen.
Wer also gewisse Symptome verspürt, die er sich selbst nicht erklären kann, der sollte auf einen kurzen Abstecher ins Krankenhaus nicht verzichten. Gerade in Ländern wie Thailand, Indonesien, Brasilien oder anderen Ländern, in denen Dengue verbreitet ist, kennen sich die Doktoren vor Ort besser aus, als jene im Heimatland.
Dengue Fieber: Wie wird es diagnostiziert?
Dengue Fieber kann man am besten durch eine Blutabhnahme feststellen. Bereits vor einem Krankenhausbesuch, sollte Fieber gemessen werden. Alles was über 38 Grad ist, kann einen bereits zweifeln lassen. Im Krankenhaus wird dann meist Blut abgenommen und kurze Hand später eine Diagnose gestellt.
Dengue Fieber: Wie lange muss ich im Krankenhaus bleiben?
Auch das ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Ich habe eine Woche im Krankenhaus verbracht. Das lag zum Einen an einer drastischen Senkung der Anzahl der Blutplättchen und zum Anderen an der starken Lungenentzündung. Es gibt Fälle, bei denen Patienten bereits nach 1-2 Tagen das Krankenhaus verlassen können. Ihr werdet es sehen. Und außerdem: Mit einer Auslandskrankenversicherung ist es egal, wie lange man im Krankenhaus bleibt, absolut egal, denn es wird alles übernommen.
Dengue Fieber: Wie kann ich mich schützen?
Bisher gibt es keine Mittel, die, wie bei Malaria, prophylaktisch eingenommen werden können. Wer also schon einmal Dengue Fieber hatte oder einfach anfällig für Mückenstiche ist, der sollte sich ganz besonders mit Insektenspray und damit meine ich ordentliches Insektenspray und kein normales Mückenspray, einem Moskitonetz und langer Kleidung am Abend schützen.
Auch sonst gilt: Wer gerade in der Regenzeit in ein Land fliegt, in dem Dengue Fieber verbreitet ist, der sollte sich schützen. Am besten funktioniert hier das absolut stinkende No Bite Insektenspray, ein Moskitonetz, das auch tagsüber geschlossen über dem Bett hängt und lange Kleidung in der Nacht.
Dengue Fieber: Was ist, wenn ich die Reise aufgrund von zu hohem Krankheitspotential nicht antreten kann?
Für all diejenigen, die schon einmal Dengue Fieber oder Malaria hatten und nun Angst haben, in gewisse Länder zu reisen und, daher die Reise kurzfristig absagen wollen oder für alle, die kurz vorher doch Angst vor etwaigen Krankheiten haben, gibt es eine gute Möglichkeit: Reiserücktrittsversicherungen.
Die treten nämlich genau dann in Kraft, wenn es einen Grund für den Abbruch gibt. Solle eine Impfung nicht vertragen werden oder eine Krankheit plötzlich auftreten, dann kann die Reise storniert werden und große Gebühren umgangen werden. Einen tollen Überblick über Reiserücktrittsversicherungen, findet ihr übrigens auf Netzsieger.de.
Dengue Fieber: Und zum Schluss…
Ich hatte breits zwei Mal Dengue Fieber und zwei Mal Malaria. Trotzdem lasse ich mir davon keine einzige Reise vermiesen. Im Gegenteil. Ich lerne (ein wenig) daraus und achte bei jedem Mal darauf, dass ich mich schütze und das funktioniert ganz gut. In diesem Sinne. Besorgt euch die richtigen Versicherungen, hört auf euren Körper und glaubt dem, was die Ärzte im Krankenhaus sagen.
3 Kommentare
„Ich lag vier Tage im Homestay, ohne Wasser, und kann sagen: Keine gute Idee.“ – Wie überlebt man denn überhaupt 4 tage ohne Wasser??
„Wir haben gerade zwei volle Monate im Regen hinter uns und genießen den ersten Abend, an dem es relativ trocken ist.“- Das muss ja die schlimmste Regenzeit aller Zeiten gewesen sein!?
Ansonsten schöner Artikel!
herrje, das klingt schrecklich! ich habe aber auch die gleiche Regel wie du. Nch drei tagen ab ins Krankenhaus. An Dengue und Malaria bin ich bisher vorbeigeschrammt. Ich war auf den Philippinen mal elends krank und habe den Krankenhausaufenthalt viel zu lange hinausgezögert. Das muss nicht sein
Liebe Anne,
Es gibt vier Dengue-Erreger und alle vier Formen verlaufen unterschiedlich bzw. abhängig davon, ob man schon mal Dengue hatte. Es gibt eine relativ harmlose Form, die z.B. in Brasilien sehr verbreitet ist und eine relativ gefährliche, die in Indonesien sehr verbreitet ist. Die harmlose Form führt selten zum hämorragischen Fieber (Kinder und alte Menschen sind gefährdet), die gefährliche hingegen sehr oft.
Wer Dengue bekommt, ist danach gegen diesen einen Typus imun, man kann aber immer noch die anderen bekommen. Der Verlauf der Krankheit ist beim zweiten Mal schlimmer, unabhängig vom Typus.
In Brasilien ist mittlerweile ein Impfstoff zugelassen, der allerdings nicht gegen alle Typen hilft und noch mit Vorsicht zu genießen ist.
Wichtig ist auch: Aedes Mücken stechen gerne tagsüber im Schatten.
Liebe Grüße
Steffi