Sarah hat mir Obdach gegeben, mir mein ersten Bett in Amsterdam zur Verfügung gestellt und mich schon damals mit Ihrer Reise nach Spanien verdammt neidisch gemacht. Wir teilen die gleiche Passion für das Schreiben und deswegen ist es umso toller, dass Sarah Ihre Schreibwütigkeit jetzt hier aus lässt. Freut euch auf viele tolle Beiträge von Sarah! Heute nimmt sie euch mit nach Tasmanien!
Der Hund schnüffelt an mir. Und sofort fühle ich mich verdächtig. Er schnüffelt. Aber Drogen und Sprengstoff sind ihm völlig egal. Was er sucht, ist viel heikler. Er sucht Gemüse. Oder Fisch. Oder Milchprodukte. Und wehe mir, ich hätte eine Topfpflanze dabei. Da versteht er gar keinen Spaß. Und sein Besitzer auch nicht. „Also, wollen Sie unser Ökosystem zerstören? Nein? Dann herzlich willkommen in Hobart, Tasmanien.“
22 Stunden Flug – und ich bin in Irland.
Bin ich natürlich nicht, aber es sieht so aus: das Abenteuer Tasmanien Reise beginnt. Überall Wiesen, Felder und Schafe. Alles ist grün. Und mein vom Jet-Lag völlig lahm gelegtes Hirn wünscht sich nur noch eines: Schlafen. Aber noch darf ich das nicht, denn es ist 16 Uhr am Nachmittag und ich sitze auf einem Beifahrersitz von einem süßen, weißen Kleinwagen. Hinter mir liegt fast ein ganzer Tag in einem Flugzeug; in Hamburg bin ich gestartet, in Dubai und Singapur gestoppt und hatte kurzzeitig ziemlich Angst um mein Leben. Man sagt ja, dass der Atheismus aufhört, wenn das Flugzeug anfängt, zu wackeln. Und genau so ist es auch gewesen.
Auf und ab bin ich den Gang im Flugzeug spaziert, weil ich beim besten Willen einfach wirklich nicht mehr sitzen konnte, und ich kann nur vermuten, dass ich der Stewardess damit sehr auf die Nerven gegangen bin. Denn plötzlich zog sie mich zur Seite und flüsterte mir ins Ohr, dass sie mir dringend anrate, mich wieder hinzusetzen. Auf meine Nachfrage, was der Grund sei, erklärte sie mir nur, sie sei gerade im Cockpit gewesen und habe dort etwas gesehen, was sie bisher in 20 Jahren Erfahrung noch nicht zu Gesicht bekommen hätte. Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber bei mir gehört so etwas eindeutig zu den Sätzen, die ich nicht in keine Ahnung wie vielen aber sehr vielen Kilometern Höhe hören will. Ich setzte mich also hin und hatte mit meinem Leben schon abgeschlossen. Nun, aber ich habe überlebt, sonst würde ich das hier ja nicht schreiben. Aber ich habe nicht nur überlebt. Es war gar nichts! Nicht die kleinste Turbulenz, nicht mal ein Luftloch.
Das und noch vieles mehr ging mir so durch den Kopf, während ich nach Beginn meiner Tasmanien Reise so auf meinem Sitz im Auto hockte und wir uns zu unserer ersten Station in Tasmanien aufmachten. Das Lake Leake Inn, in Campbell Town an der Ostküste der Insel war für mich zu Anfang der Tasmanien Reise nur ein Platz, wo ich mich endlich würde hinlegen können und wurde unverhofft zu einem kleinen Paradies auf Erden. Ich weiß schon, die Phrase ist mehr als abgenutzt. Aber stellt Euch doch einmal folgendes vor: Romantische kleine Holzhütten, direkt an einem See gelegen, umgeben von Gipfel, die zum Vollmond aufragen, und dichte Wälder, die so aussehen, als wäre noch niemand vor euch dort gewesen. Und falls euch dann ein besseres Wort als Paradies oder Idylle einfällt, dann sagt mir gerne Bescheid. Ich jedenfalls habe in dieser warmen Nacht noch sehr lange auf der Wiese am See gesessen und habe einfach vor mich hin geschaut. Ein Eindruck, ein Bild, ein Gefühl, das nachklingt. Und nicht nur, weil es der Beginn einer großartigen Tasmanien Reise war.
Der nächste Morgen war der Bote zweier Herausforderungen. Vegemite einerseits, Linksverkehr andererseits. Das erste ließ sich, wenn man es nur dünn genug schichtet, noch ganz gut bewältigen, aber der Linksverkehr war und blieb bis zum Ende der Reise mein ganz persönlicher Endgegner. Bei meiner ersten Fahrt habe ich einfach bei jedem mir (auf der offensichtlich falschen Seite) entgegenkommenden Auto die Augen zugemacht, ich wollte die Kollision schließlich nicht auch noch aus der Nähe beobachten. Es ist aber natürlich nie etwas passiert. Was ich aber auch nach einiger Fahrroutine nicht abstellen konnte, war meine hartnäckige Meinungsverschiedenheit mit dem Blinker und dem Scheibenwischer. Ihr könnt ja mal raten, welchen von beiden ich konstant benutzt habe, um mein baldiges Abbiegen zu signalisieren. Und ein kleiner Tipp: Der Blinker war’s nicht! Trotzdem wurden Kilometer um Kilometer auf leeren Landstraßen belohnt, mit wunderschöner saftig grüner Landschaft, Wiesen und Felder und dem niedlichsten Geschöpf, das man sich nur vorstellen. Es ist pelzig, es ist dick und latscht gerne in voller Seelenruhe auf den Straßen hin und her. Stellt euch einen gigantischen, fetten Hamster vor – und ihr habt Wombats.
Trotzdem habe ich uns auf der Tasmanien Reise (ich bin allen Tieren ausgewichen) unfallfrei über Devonport bis zum Anniversary Bay gebracht, wo ich durch Gebüsch stolperte, mir die Schenkel aufschnitt und eine der schönsten Aussichten zu sehen bekam, die man sich vorstellen kann. So schön, dass ich ein Foto mit meinem Handy machte und es mit etwa 25 Leuten teilte. Ein paar davon sind tatsächlich auch danach noch meine Freunde geblieben.
Wir waren alleine. Warmer Sand unter mir, eine riesige Bucht und blaues Meer vor meinen Augen, wolkenloser Himmel über mir. Es war perfekt. Ein perfekter Moment, ein weiteres kleines Paradies, ganz für mich alleine. Und endlich mal ganz und gar nicht Irland. Sondern eher Karibik.
Von der Karibik ging es dann weiter ins Hochgebirge. Also, natürlich nur bildlich gesprochen, aber schon den höchsten Punkt, den Tasmanien zu bieten hat. Der Cradle Mountain. Ein Berg in einem knapp 1.600 km² großen Nationalpark, durchgezogen von Flüßen und Seen ebenso wie von geschwungenen Wanderwegen. Und neben Schlangen, Wallabies und den bereits verzückt erwähnten Wombats traf ich dort noch auf etwas, von dem ich bisher nicht wusste, dass es existiert. Ich vermute, von mir hat es ähnliches gedacht und sicher war es ihm auch sehr egal. Mir wiederum nicht. Denn was ich zu sehen bekam, in aller Seelenruhe am Straßenrand sitzend und kauend, war rosa, stachelig und sah aus wie eine Mischung aus Ameisenbär und Igel. Ein Echidna.
Aber auch dieser kleine Kerl sollte nur einer von vielen Eindrücken und Begegnungen bleiben, die ich auf meiner Tasmanien Reise erlebte und die mir gerade beim Schreiben wieder lebendig werden. Schlaflose Nächte dank vieler kleiner, trotzdem ungebetener Gäste in meinem Bett, vorwitzige Kakadus, die absolut der Meinung waren, wir hätten unser Abendessen allein für sie so schön hergerichtet und viele Schrecksekunden, als mich ein gruseliger, fremder Vogelschrei in finsterer Nacht aus den schönsten Träumen riss.
Tasmanien ist schön. So wie Irland. Und eigentlich ganz anders. Es ist grün, es ist sandig, es ist schwül und gerne auch regnerisch. Ich habe einige Orte auf der Tasmanien Reise gesehen, und viel zu viele nicht. Aber was ich mitgenommen habe, ist eine kleine Leidenschaft für die kleine Insel, die so oft im Schatten der großen Schwester Australien steht. Weil sie weniger aufdringlich ist vielleicht. Oder stiller. Oder weniger exotisch. Aber genauer hinsehen lohnt sich und das lege ich Euch auch mit voller Überzeugung ans Herz. Nur bitte, nehmt keine Topfpflanze mit.
Ward ihr schon einmal in Tasmanien und habt Tipps? Dann packt diese gern in die Kommentare!
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