Es ist der 31. Dezember 2014 und ich stehe nicht wie gewohnt 13:00 Uhr auf, um am Abend frisch zu sein. Nein, dieses Jahr wollte ich vor dem Exitus am Abend etwas ganz Besonderes machen. Mein Wecker klingelt um 6 Uhr morgens, draußen stürmt es, es ist kalt und dunkel und im Hotel bewegt sich nichts, außer die tunesische Flagge vor dem Eingang. Heute geht es in die Wüste. Ich werde für knappe 8 Stunden mein sicheres Terrain des All Inclusive Hotels hinter mich lassen und das Land erkunden, das sich erst vor kurzem die eigene Revolution erkämpft hat: Tunesien.
In einen Reisebus gepfercht lassen wir die fast netten 5-Sterne Hotels hinter uns und machen uns auf eine Tour. Wer diese Leute im Bus sind, das weiß ich nicht. Eins ist allerdings sicher: die Leute hier mögen es in einer Gruppe durch die Länder zu reisen, einem Reiseführer zu folgen und nur eine einzige Verpflichtung zu haben: Fotos schießen.
Ich lasse mich heute also auf zwei Abenteuer ein: eine geführte Reise mit Pauschaltouristen und ein Trip in die mir unbekannte tunesische Wüste, um einen Punkt auf meine Liste der Djerba Reisetipps zu packen.
An meinem ersten Tag auf Djerba habe ich gelernt, dass es drei Wege gibt, um die Insel zu betreten: mit dem Flugzeug, mit dem Boot und über einen Römerpfad. Durch mein gebrochenes Französisch ist bei mir eine wichtige Information nicht angekommen: dieser Römerpfad ist noch „aktiv“. Das merkte ich erst, als unser Reisebus freudig über eine schmale Straße fuhr. Rechts und links das Wasser, hinter uns die All-inclusive-Bunker, vor uns die Wüste. Ich fange an diesen Trip zu mögen und habe damit den ersten Punkt auf meiner Liste der Djerba Reisetipps zum Abhaken für euch bereit gestellt.
Am Ende des Pfades und noch ein Stückchen weiter geht es los, das Niemandsland außerhalb der Clubtänze und niemals trockenen Hotelbars: wir halten am Salzsee und ich folge der Gruppe von weniger begeisterten Gäste und lasse mich beeindrucken. Ich sehe nichts. Nichts und wieder Nichts. Vor mir liegt der ausgetrocknete Salzsee Sebkha el Melah, in dem schon lange kein Wasser mehr war. Heute ist es ein braches Land voll faszinierender Strukturen, die sich durch die ausgetrocknete Erde ziehen. Perfekt für die Djerba Reisetipps Liste.
Wir haben genau 5 Minuten bevor es weitergeht. Unser nächster Halt? Ein Café im Nirgendwo, das nach 10 Minuten Fahrt auf der rechten Straßenseite auftaucht. Das Café ist ein Teil eines, so glaube ich, für Touristen aufgebauten „Wüstendomizils“. Dieses funktioniert am besten, wenn man ein paar Kamele in die Wüste stellt und foto-hungrigen Touristen frischen Minztee verkauft. Trotzdem: der Blick über die Wüstenlandschaft macht den weniger authentischen Anblick dieser kleinen Oase bemerkenswert. Würde nicht direkt am Eingang ein Audi stehen, hätte ich den verkleideten Nomaden tatsächlich geglaubt. So freue ich mich lieber über die mühevoll aufgebaute Touristenattraktion im Nirgendwo und über einen weiteren Punkt auf der Liste der Djerba Reisetipps.
Der erste richtige Stop, der der weniger beeindruckten Menschengruppe im Bus mehr als nur 5 Minuten Zeit gibt, ist ein Städtchen in der Nähe von Tataouine. Unser Reisebus bahnt sich den Weg durch die engen mit Marktständen bepackten Straßen, um uns an einem gut zu findenden Ort abzusetzen. Was man hier unbedingt machen muss? Ein klebriges, hartes, süßes und irgendwie total leckeres Mandelhörnchen probieren, denn die sind hier die Spezialität – das Corne de Gazelle. Ich verliere mich in Nullkommanix in den Marktgassen und schwebe von Stand zu Stand fasziniert von dem Chaos, das mich umgibt. An mir zieht ein Einheimischer und sein Esel vorbei, neben mir möchte mir ein Mann im Anzug seine neuesten Gewürze aufschwatzen und voller Intuition lande ich wahrscheinlich in dem einzigen Stand, der von einer Frau geführt wird. Es riecht wie ein arabischer Douglas, nur ohne Bling-Bling und Securities, dafür aber voll Frauen, die sich das neueste Parfüm kaufen wollen.
Nach zu lange Beratung marschiere ich mit einer Tasche voll kleiner Parfüms aus den Laden und werde vom aufgeregten Reiseführer begrüßt: „Haben Sie mal auf die Uhr geschaut?“ Ich bin zu spät. Ich wusste doch, dass diese geführten Touren nichts für mich sind. Er rennt vor, ich hinterher. Er will zum Bus, ich halte lieber noch am Tonstand an und kaufe mir ein Teelicht. Weil ihn das nicht schon genug aufregte lasse ich mir noch schnell ein Mandelhörnchen besorgen und steige freudestrahlend in den Bus. Weniger freudig sitzt hier schon die Meute, die ungeduldig auf die Uhr schaut, den Stressschweiß frisch von der Stirn geputzt. Reisegruppen, das sind so Sachen für sich, in die ich nicht reinpasse. Ab dieser Minute an habe ich keine Freunde mehr im Bus und kann mich nur noch mit dem 13 Monate alten Baby neben mir unterhalten. Naja, dafür rieche ich gut und ihr habt den fünften meiner Djerba Reisetipps.
Wir fahren nun zu meinem absoluten Highlight der Djerba Reisetipps und meinem Liebling der gesamten Tour: ein Bedouinendorf mitten in der Matmata Wüste. Von Weitem erkenne ich bereits, die kleinen Höhlen in den Felsen, die als Wohnungen dienen. Sonst sehe ich nichts. Doch je weiter wir uns nähern, desto atemloser bin ich bereits: hier wohnen tatsächlich Menschen, die sich ihr Leben so organisiert haben, dass sie in Felsen leben können und sich über jeden Besucher freuen.
Eine unbeschreibliche Landschaft liegt vor mir. Es ist die Weite der Wüste und die völlige Absurdität der Menschen, die sich langsam um den Bus tummeln. Ein netter Herr in Turban führt uns durch die Wohnungen der Einheimischen. Es wirkt verlassen und zum Teil zerstört.
Kaputte Karussells, verrostete Metalldosen und kleine Kinder in Zipfelmützen, der Djeballa, fragen mich immer wieder nach ein paar Münzen im Tausch gegen Wüstenrosen. Am höchsten Punkt des Dorfes gönne ich mir einen Minztee und genieße den Ausblick auf völlig unberührtes, verlassenes Land. Der Mann neben mir freut sich. Auf die Frage was er an Silvester mache, schaut er mich nur fragend an und sagt: „Was sollen wir hier denn machen?“ Fair Point.
Der letzte Stop auf unserer Reise durch die tunesische Wüste ist Ksar Hadada – der Ort, an dem Star Wars „The Phantom Menace“ gedreht wurde. Eigentlich wurden hier allerdings nur ca. 2 Minuten gefilmt. Dies dauerte dennoch knappe 2 Monate, wodurch die ganze Gegend um Ksar Hadada zu einem kleinen Touristenmekka geworden ist. Ich muss zugeben, ich habe keinen der Filme geschaut, nichtsdestotrotz kann ich mir vorstellen, dass diese Location einfach perfekt ist: kleine Höhlen stapeln sich übereinander, verwinkelte Wege ziehen sich durch das ganze Gebiet, das alles in braunem Ton und mit vereinzelte Gemälden an der Wand – perfekt!
Djerba Reisetipps Fazit: Die Reise hatte es in sich. Von absoluter Skepsis gegenüber einer geführten Reise, über stark gefühltem Hass der Mitreisenden gegenüber 10 Minuten Verspätung, bis hin zu völliger Begeisterung meinerseits gegenüber der Brache des Landes, das sich so kurz vor Djerba befindet.
Djerba ist und bleibt eine Touristeninsel. Hier kommen Pauschalreisende her, die Lust haben es sich eine Woche oder länger in einem Ressort gut gehen zu lassen. Einem Ressort, das verlässlich die Mahlzeiten auf den Tisch bringt und mit einer all-you-can-drink Bar lockt. Dennoch, nur ein Blick aus dem Hotel in den Reisebus und man befindet sich in einem Paradies für all diejenigen, die auf Absurditäten und gute Düfte stehen.
Steine wohin man schaut.
Beste Aussicht.
Ein kleiner Spaziergang bei Nachbarn.
Ich frage mich immernoch wie lange die Wäsche in der Wüste zum Trocknen braucht.
Brach.
Irgendwo im Nirgendwo.
Ksar Hedada/Hadada – Hier wurden 2 Minuten von Star Wars gedreht.
Camping à la Wüste.
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